Sida:Poetiske Dikter-1732.djvu/12

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denn um so viel leichter bewerckstelliget wurde, als Jch daß La- teinische und Teutsche so mit den übrigen einige Verwandschafft hatt, vorher schon begriffen; Wiewol mein Haußwesen, das jährlich wuchse, dergleichen Ubungen ziemlich im wege stunde, Jch auch niemahls meiner Ergetzligkeit die Oberhand über meine Pflicht einzuräumen willens gewesen, wie lieb mir die Bücher auch waren, muste die Haushaltung dabey keinen Abbruch lei- den, weil doch ein Frauen-Mensch mit all ihren Kopfbrechen, dem gemeinen Besten wenig Nutzen schaffen, wohl aber, durch Hinansetzung der Jhr obliegender Gebühren sich und den Jhrigen grossen Nachtheil verursachen kan. Wenn Jch sage/ daß von 15. lebendigen Kindern die Jch zur Welt gebohren/ die Ersten Fünff Jch selber geseuget/ auch nicht unterlassen hätte den übrigen selbigen Dienst zu leisten/ dafern Jch es länger zu thun vermocht; wenn Jch in meiner Haushaltung bin (wie man zu reden pflegt) Koch und Küchenmeister/ Geheimschreiber und Buchhalter/ Lehr- und Zuchtemeister/ ja auch Schneider mit gewesen/ dessen sich gewiß je- tzund kein eintzig/ geschweige den Adelichen Frauenzimmer sonderlich rüh- men würde/ wird man gestehen müssen/ daß gar wenig Zeit zum Studiren übrig muß gewesen seyn/ und dennoch hab Jch in Büchern ziemlich mit geblättert/ so daß man nich ursach zu sagen hat/ als könten so weit von einander entschiedene Verrichtungen/ unmöglich beysammen stehen/ oder zugleich abgewartet werden; Wahr ist es/ daß Jch die Stunden sehr genau eingetheilet/ wenig spatzieren gefahren/ oder in Gesellschafften mich befunden/ die Zeit weder mit spielen oder andern unnützen dingen zugebracht/ daß Zeichnen und die Musique, worzu Jch in meinen Jung- fräulichen Stande nicht ungeneigt/ auch gute Proben bereits sehen und hören lassen (die aber/ weil sie gar zu viel Ubung-Stunden forderten/ drüber vergessen/) das Meditiren aber auch beym Herd und der Wiegen fortgesetzet/ wiewol besonders erhobene Gedancken oder tieffsinnige Erfin- dungen bey so schlechter Gemächligkeit kaum zu vermuthen sind. Was ist aber an der Weiber Scharfsinnigkeit gelegen? Die welt wird doch wohl bestehen können; und ob Jch bißweilen je einen Vers gemacht/ ists hauptsächlich deßwegen geschehen/ weil mein lieber und leutseliger Ehe- herr sich sonderlich daran belustigte/ wäre auch wohl kein eintziger ohne sein inständiges Anhalten/ jemahls ans tages Licht gekommen. Nunmehr wird das Spiel bald zu ende seyn/ indem Jch schon das 63:te Jahr zu- rücke geleget/ und nichts mehr als der letzte Auftritt hinterstellig/ neml. wolgemuth und sehlig aus der Welt abzuscheiden.